Samstag, Juli 07, 2007

Post Nr. 100

Verabschieden möchte ich mich mit einem Zitat der Kings Of Convenience:

these canals, it seems,
they all go in circles
places look the same,
and we're the only difference
the wind is in your hair,
it's covering my view
I'm holding on to you,
on a bike we've hired until tomorrow

if only they could see,
if only they had been here
they would understand,
how someone could have chosen
to go the length I've gone,
to spend just one day riding
holding on to you,
I never thought it would be this clear


It's Not The End, It's The Beginning....

Das wars dann...Morgen holt mich meine Mutter ab, und damit ist mein Erasmus-Aufenthalt in Amsterdam Geschichte. Schön war es, aufregend, nervenaufreibend, faszinierend, berauschend, interessant, erbauend, ernüchternd, erlebnisreich...
Und damit ist auch Schluss mit Hansterdam, denn mit meinem Verlassen der Stadt verliert der Blog seine Existenzberechtigung. Vielen Dank fürs Lesen und alles Gute!

Montag, Juli 02, 2007

Things Fall Apart

Wer hätte das gedacht? Naja, irgendwie hat es sich schon lange angekündigt, aber heute war es dann soweit: nachdem sich das Zusammenleben mit meinem Mitbewohner Mark einfach nicht als so harmonisch und familiär herausstellen wollte wie wir es uns beide vorgestellt haben, haben wir heute einen Schlussstrich gezogen: morgen ziehe ich aus. Bevor es wohl schon am Sonntag zurück nach Münster geht, werde ich erstmal noch ein paar Tage im berühmt berüchtigten Guesthouse unterkommen. Ja, wer hätte das gedacht, so kurz vor Ende...Aber irgendwie bin ich erleichtert. Zu sehr drückte mir die Situation hier aufs Gemüt. Und wer weiß, hoffentlich wird es ein grandioser Abschluss meines Erasmus-Jahres!

Donnerstag, Juni 28, 2007

Amsterdam von A bis Z

Amstelstation: Knotenpunkt des Öffentlichen Personenverkehrs und seit Anfang Februar in meiner unmittelbaren Nachbarschaft - mit Burger King, Albert Heijn to go (geöffnet bis 24.00) und Dönerbude davor. Benannt nach der Amstel, die sich in 100 Meter Entfernung ihren Weg in die Stadt bahnt.

Borrel: Bezeichnung für Schnaps; vor allem aber ist der Borrel ein genuin holländisches Phänomen - nach der Arbeit, Uni, was auch immer, trifft man sich zum gezelligen Beisammensein, trinkt Bier und Wein, unterhält sich und alle sind total gut drauf. Dazu gibts oft Snacks, zum Beispiel Nüsse, Oliven und Fleischbällchen (sog. borrelhapjes).

Coffeeshop: Da kommt man in Amsterdam beim besten Willen nicht drumrum. Obwohl aufgrund verschärfter Gesetze keine neuen mehr eröffnet werden dürfen, kommen sie einem (zumindest im Zentrum) an jeder Ecke entgegen. Es gibt ein paar hundert von ihnen. Viele sind nicht mehr als Durchschnitt, viele sind Touristenfänger, aber dazwischen verstecken sich auch urgemütliche oder einfach stylische Shops, die zum Verweilen einladen.

Dam: Das Zentrum der Innenstadt. Hier liegt der Ursprung Amsterdams. Tagsüber von Touristen okkupiert, nachts angenehm weiträumig und weitestgehend leer. Der Dam fungiert als Dreh- und Angelpunkt zwischen den verschiedenen Teilen der Innenstadt. Flankiert wird er vom Königlichen Palast (koninklijk paleis) und dem Monument, ein Kriegsdenkmal zum Gedenken an die Toten des zweiten Weltkriegs.

Engelbewaarder: in dieser netten, kleinen Bar namens De Engelbewaarder findet jeden Sonntagnachmittag eine gute Jazzsession statt. Ideal um sich vom Samstag zu erholen und gemütlich einen Kaffee (oder auch ein Bierchen) zu schlürfen, während man exzellenter Musik in wechselnder Besetzung zuhört. Und danach kann man am anliegenden Kloveniersburgwal die Beine baumeln lassen.

Fiets: Holländisch für Fahrrad. Ohne Fiets geht in Amsterdam gar nichts. Der Volksmund sagt, jeder Amsterdammer hat mindestens ein geklautes Fiets - ob es ihm gestohlen wurde oder ob er ein solches besitzt, bleibt offen. Die Beharrlichkeit, mit der Amsterdammer fietsers jegliche Verkehrsregel missachten, ist erstaunlich und treibt Touristen regelmäßig in den Wahnsinn - Münsteraner allerdings fühlen sich hier schnell zuhause.

Grachten: Auch an den Grachten kommt man in Amsterdam schwerlich vorbei. Alles ist voll davon, so dass es bis zur nächsten Brücke nie weit ist. Beim Fahrradfahren nerven die vielen Berge, pardon, Brücken, aber davon abgesehen sorgen sie wie kaum etwas anderes für die unvergleichliche Schönheit der Stadt, vor allem wenn es dunkel ist. Obendrein kann man wunderbar auf den Grachtenbooten sitzen und leicht schaukelnd bei einem Bierchen über Gott und die Welt plaudern.

Heineken: Weltberühmtes Bier aus Amsterdam. Schmeckt nicht besonders charakteristisch, aber kann man gut trinken. Ich persönlich bervorzuge belgisches Bier, aber die Holländer haben ja eh keinen Geschmack. Die Brauerei an der Stadhouderskade heißt heutzutage "Heineken experience". Ich war noch nicht da und werde wohl auch nicht mehr hingehen.

Indonesien: War einmal niederländische Kolonie und wurde, ganz im Kolonialistenstil, ordentlich ausgebeutet. Wenn man aber den Autoritäten von damals glauben schenken mag, war alles gar nicht so schlimm. Heute ist die koloniale Vergangenheit nur noch an den vielen Indonesiern in der Stadt zu sehen. Mein Kontakt mit dieser Bevölkerungsgruppe ist, wenn überhaupt, marginal zu nennen. Was ich aber weiß ist, dass die indonesische Küche einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Unebdingt mal ausprobieren!

Junkiebike: Warum horrende Preise für durchschnittliche Räder zahlen, wenn es auch eine andere Möglichkeit gibt, an einen fahrbaren Untersatz zu kommen? Mit ein bisschen Glück kann man auf der Straße sog. Junkiebikes erstehen: durchschnittlich 10 Euro für ein Fahrrad, dessen Zustand von heruntergekommen bis brandneu variiert. Ein schnelles, einfaches und riskantes Geschäft - die Dinger sind zwar spottbillig, dafür aber auch zu 100% geklaut. Man darf sich halt nicht erwischen lassen.
"It aint a crime if you dont get caught" (Everlast, House Of Pain)

Koningsplein: Im Anschluss an den vorigen Eintrag: hier am Koningsplein, mitten in der Stadt, am Ende der Leidsestraat, habe ich damals, im Herbst, zusammen mit Ryan mein erstes Junkiebike gekauft. Der Koningsplein wird rund um die Uhr in guter Qualität von einem Fenster aus gefilmt, zum Unwissen der meisten Vorbeigehenden - mit Ton und in Farbe. Wer es sehen will,klickt hier.

Leidseplein: Einer der Touristenmagneten im südlichen Zentrum. Umringt von Sportcafés, Irish Pubs, Burger King und dem Coffeeshop Bulldog versammelt sich hier alles, was grade auf Urlaub in Amsterdam ist. Für uns ist der Leidseplein nicht viel mehr als ein praktischer Treffpunkt, die Lokalitäten vor Ort werden weitestgehend gemieden. Wer Ärger mit besoffenen Engländern will, ist hier richtig. Weiterhin gibt es meistens diverse Kleinkünstler und Artisten zu sehen, die um die Aufmerksamkeit und das Kleingeld der vorbeiziehenden Horden buhlen. Einer, der schon zum Inventar gehört, ist dieser Fußballkünstler.

Museumplein: Ein weitläufiger Platz im Süden der Innenstadt, in der Nähe vom Leidseplein. Auf der großen Wiese kann man hevorragend chillen, Fußball und Frisbee spielen und Leute beobachten. Den Namen hat sich der Platz redlich verdient - Umgeben wird er von drei Museen: Stedelijk, Van Gogh und Rijksmuseum.

NDSM: Wofür diese vier Buchstaben stehen, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Auf jeden Fall ist das Gelände der ehemaligen NDSM-Werft im Norden Amsterdams heutzutage im Griff von Künstlern, Alternativen, Skatern und ein paar Medienmenschen. Mit seinem postindustriellen Charme ist es die 10 Minuten Überfahrt mit der Fähre auf jeden Fall wert. Letztes Jahr stand hier auch das grandiose Partyschiff MS Stubnitz, und beim Bootsanlieger liegt ein echtes U-Boot!

Overtoom: Diese Straße schließt den Vondelpark am nördlichen Rand ab. An beiden Seiten finden sich zahlreiche Geschäfte und Cafés, ein paar Bars und das Overtoom 301. Dieses (ehemalige) besetzte Haus ist heute eine Art Kulturzentrum, mit Filmaufführungen, Konzerten und Parties unterschiedlicher Couleur. Die DJs sind manchmal großartig und manchmal grottenschlecht. Die Parties sind manchmal proppenvoll, und an anderen Abenden steht man mit drei Leuten auf der Tanzfläche. Die angeschlossene Bar, die netten Leute und günstiges Bier machen einen Besuch aber immer lohnenswert, auch wenn man nicht weiß was einen erwartet.

Paradiso: Diese ehemalige Kirche der protestantischen Nederlandse Hervormde Gemeente ist heute eine der Adressen für Konzerte in Amsterdam. Die Kirchenfenster hinter der Bühne, die hohe Decke und die Balkone, die den Raum an drei Seiten und auf zwei Stockwerken umgeben, verleihen dem ganzen einen erhabenen Eindruck. Die Konzerte sind meistens gut und voll, und Mittwochs ist das Paradiso der place to be, zumindest für den Durchschnittsstudenten.

Quispel: Q ist ja immer ein schwieriger Buchstabe. Zum Glück gibt es aber den Schriftsteller A. F. Th. van der Heijden, der mit "De tandeloze tijd" (Die zahnlose Zeit) einen Zyklus geschrieben hat, in dem der Amsterdamer Künstler Albert Egberts zentral steht. Diese Reihe, die in Amsterdam spielt, lässt aber mitunter auch andere Personen in den Vordergrund treten - so ist in "Advocaat van de hanen" der Fokus gerichtet auf den Anwalt von Egberts, Ernst Quispel. Der Leser folgt Quispel bei seinen ausschweifenden Sauftouren durch die Stadt, und wenn man die Straßen kennt, in denen er sich bewegt, ist es ein Vergnügen, ihm in Gedanken durch die Stadt zu folgen.

Rembrandt: Auch um Rembrandt Harmenszoon van Rijn kommt man in Amsterdam schwerlich drumrum. Dieser vielleicht berühmteste Sohn der Stadt ist noch immer überall anwesend. Letztes Jahr wäre er 400 geworden, das war Grund genug, um das Rembrandtjahr auszurufen. Im Rembrandthaus, in dem er 20 Jahre seines Lebens gewohnt hat, kann man nachvollziehen, wie es sich im 17. Jahrhundert gelebt hat, zudem zeigt die ständige Ausstellung eine Vielzahl von Zeichnungen und Radierungen des Meisters. Am Rembrandtplein ist sein wohl berühmtestes Gemälde in 3D begehbar, und auch das Rijksmuseum zeigt (natürlich) eine große Auswahl seiner meisterlichen Gemälde.

Spui: Dieser Platz im Zentrum war in den 70er Jahren eines der Zentren der Studentenproteste und der aufkommenden Hausbesetzerszene. Heute ist es ein netter Platz mit einem wöchentlichen Büchermarkt, Bänken, zwei Buchläden und ein paar Cafés. Außerdem versteckt sich hinter einer unscheinbaren Tür der idyllische Begijnhof, den man nur findet wenn man weiß dass er da ist...

Tuschinski: Dieses Kino an der Reguliersbreestraat war bei seiner Eröffnung 1921 eine Sensation und durfte unter anderem Stars wie Marlene Dietrich und Judy Garland willkommen heißen. Der Gründer, Abraham Tuschinski, wurde im zweiten Weltkrieg von den Nazis ermordet. Sein Kino allerdings steht immer noch, und die Fassade und der Innenraum sind weitestgehend originalgetreu gehalten worden. Ein Glück, bietet das Kino doch eine schöne Mischung aus Art Déco-Elementen und der Architektur der Amsterdamer Schule.

U-Bahn: Die U-Bahn heißt hier Metro. Es gibt vier Linien, die die Stadt einigermaßen effizient abdecken. Ein praktisches Verkehrsmittel, wäre der Fahrpaln etwas 'weltstädtischer' gestaltet. So kommt man zwar gut überall hin, das mit dem Wegkommen ist allerdings schwieriger - die letzte Bahn fährt so um 24.00 Uhr rum. Das heißt, für den Rückweg muss das Fahrrad oder der Nachtbus herhalten. Oder man wartet auf die erste Metro am Morgen.

Vondelpark: Eine ordentliche Großstadt braucht einen Stadtpark. Das dachten sich auch die Amsterdamer Stadtplaner, als sie diesen Park in 1864 anlegen ließen. benannt ist er nach einem Dichter, den anscheinend kaum jemand mehr liest, der aber hier für alle Ewigkeit sein Denkmal bekommen hat. In den 70er Jahren war der Vondelpark voll mit sog. Hippies, die hier günstig und unter freiem Himmel übernachtet haben. Heute findet sich hier vom Penner bis zum Businessman alles in fröhlicher Eintracht wieder, und es gibt wohl keinen besseren Ort in der Stadt, um zu relaxen, am Wasser zu sitzen, Sport zu treiben, zu grillen oder was auch immer.

Warmoesstraat: Diese Straße am Rande des Rotlichtviertels (im Volksmund de wallen) wird beherrscht von Coffeeshops, Bars, Pubs, Snackbars und Sexshops. Es ist immer viel los, egal zu welcher Jahreszeit und welchem Wetter - Touristen überfluten die enge Straße. Zwei gute Argumente für die Warmoesstraat sind Hill Street Blues und Winston Kingdom. Im Hill Street findet man den wohl zugetaggtesten Coffeeshop der Welt, und das Winston ist jeden Montag Veranstalter der famosen Drum'n'Bass-Party Cheeky Monday.

XXX: Zufall? Dieses Kürzel, dass man auch als Kennzeichnung von Filmen mit explizitem Inhalt kennt, ist gleichzeitig das 'Wappen' Amsterdams. Es handelt sich hier allerdings nicht um den offiziellen Hinweis, dass Amsterdam die Hauptstadt des Sex ist, sondern schlicht und einfach um das Andreaskreuz in dreifacher Ausführung. Dessen genaue Bedeutung im Wappen Amsterdams ist allerdings unklar. Man findet die drei Kreuze allerdings überall in der Stadt wieder, unter anderem auf den 'Amsterdammertjes', kleinen Pfählen, die Parken auf dem Bürgersteig verhindern sollen.

Y: Das IJ, (alte Schreibweise Y), ist die große Wasserfläche im Norden der Stadt. Zu Zeiten, in denen der Handel hauptsächlich über Wasser abgewickelt wurde, kamen von hier aus die Schiffe in die Stadt, um ihre Waren abzuliefern. Wer sich heute über das IJ der Stadt nähert, für den ist der Ende des 19. Jahrhunderts gebaute Hauptbahnhof der zentrale Blickpunkt.

Zonnehuis: Für ein halbes Jahr mein Zuhause gewesen. Gelegen am Arsch der Welt, irgendwo in Amstelveen, war ich im 11. Stock untergebracht. Das einzig Gute am Zonnehuis war der wirklich grandiose Ausblick. Ansonsten war es eher Tristesse und egal wo man hinwollte eine schier endlose Fahrradtour. Ich weine dem Zonnehuis deswegen auch keine Träne hinterher. Aber irgendwie war es auch trotzdem ganz nett...


Mittwoch, Juni 27, 2007

Modest Mouse

Das Mäuseproblem hat sich ausgeweitet. Nachdem wir erst von nur einer Maus ausgingen, hat Mark sie schon bald zu zweit durch die Küche flitzen gesehen. In ihrem Versteck hinter den Küchenschränken konnten wir sie leider nicht erwischen, also mussten wir sie auf frischer Tat ertappen. Gesagt, getan, als beim Betreten der Küche mal wieder eine blitzartig hinter den Kühlschrank verschwand, beschlossen wir zu handeln. Gebiet hermetisch abriegeln, Fanggeräte (aka Küchensieb und Tupperware) griffbereit, und los gehts! Es dauerte nicht lange, da lief Barney, wie wir ihn posthum tauften, uns in die Falle. Leider hat er die Fangaktion nicht überlebt, und so haben wir ihn, mit tiefem, aufrichtigem Bedauern, der Natur zurückgegeben. Was für ein süßes, kleines Ding. Zu schade.
Naja, zumindest war unser Mäuseproblem damithalbwegs gelöst. Jetzt mussten wir nur noch auf die andere warten. Gestern abend war es dann so weit: ich komme nach Hause, gehe nichtsahnend in die Küche und will mir Essen warmmachen, da sehe ich im Reistopf von gestern (noch nicht gespült) ein klitzekleines, dunkelgraues Etwas sitzen und mit schwarzen Knopfaugen unschuldig nach oben gucken. Zack, Deckel drauf!
Nach einigen Überlegungen beschlossen wir, Peter vor unserem Haus in die Büsche zu entlassen - noch eine tote Maus wäre Gift fürs Karma.
Als ich dann später noch einmal die Küche betrat, konnte ich es kaum glauben: wie als ob die Zeit zurückgedreht wurde, saß am gleichen Ort, im Topf, die nächste Maus! Wie blöd seid ihr eigentlich, fragt man sich da...Also, gleiche Prozedur, Deckel drauf, Namen geben (Irvine) und raus mit dem kleinen Racker. Heute morgen war alles ruhig - ich bin gespannt, ob sich das Problem damit gelöst hat oder ob wir uns noch weitere Namen ausdenken müssen...der Nächste wird auf jeden Fall Thelonious heißen.

Montag, Juni 25, 2007

A Sight For Sore Eyes

Hier sind mal wieder, zur Abwechslung, ein paar Bilder...


der Fotograf JR mit seiner Ausstellung Face 2 Face am Spui

FEBO, Burger King und McDonalds - Fast Food-Giganten unter sich



Hinterhof in der Warmoesstraat, 7:00 Uhr morgens

Das VU-Festival ging in ergiebigem Regen unter



Es ist zum Mäuse melken

Die letzten Wochen kommen mit nicht viel neuem um die Ecke. Letzte Besichtigungs-Pläne werden geschmiedet, der ein oder andere Abschied beweint. Der Himmel präsentiert sich in feinstem Novembergrau, was die Strand-Pläne zunichte macht. Aber es gibt doch etwas neues: wir haben einen neuen Mitbewohner. Er ist klein, dunkelgrau und recht scheu.

Irgendwie sind sie ja harmlose und ganz putzige Zeitgenossen, zumindest solange sie nicht in der eigenen Küche ihr Unwesen treiben. Mark hat aber - es betrifft schließlich unsere Vorräte - zur Sicherheit einen kleinen Helfer bei der Jagd auf die Maus angeschafft, nachdem wir Mäusekot hinterm Kühlschrank und der Waschmaschine vorgefunden haben. Mal sehen wie klug der kleine Flitzer ist...*har har har*

Dienstag, Juni 12, 2007

Nachruf

Eine traurige Nachricht erreichte mich Anfang des Monats. Der Steckrübeneintopf ist völlig unerwartet von uns gegangen. Über einen Zeitraum von mehr als anderthalb Jahren wussten die Macher des Blogs, Dari und Christian, den Leser mit einem bunten Pottpouri aus unterhaltsamen, informativen, lustigen und nachdenklich stimmenden Beiträgen bestens zu unterhalten. Fast täglich gab es neue Beiträge, und so konnte sich der Blog schon bald eines festen Leserkreises sicher sein. Auch ich gehörte dazu, bis die Macher sich dazu entschieden, dem Ganzen ein Ende zu machen. So hieß es am Freitag, den 01. Juni, kurz und knapp: "...Ende..." Ein Stück Blogkultur gehört somit der Vergangenheit an - aber in unseren Herzen wird der Steckrübeneintopf weiterleben!
Ruhe in Frieden.
Der Rest ist Schweigen.

Night On Earth

Auf dem Nachhauseweg komme ich an eine Baustelle. Die Straße ist hier in beide Richtungen mit einem Bauzaun abgesperrt, so dass man einen Umweg in Kauf nehmen muss, um auf die andere Seite zu kommen. Als ich mein Fahrrad den Bordstein hochschiebe, fährt ein Mann an mir vorbei und sagt irgendetwas. Weil ich meinen Walkman anhabe, verstehe ich ihn nicht. Nachdem wir zusammen die Straße überquert haben, beginnt er sich mit mir zu unterhalten. Mit hellseherischer Sicherheit habe ich die Ohrstöpsel vorher rausgenommen und mich so auf eine eventuelle Konversation eingestellt. Die Baustelle sei hier schon seit zwei Monaten, sagt er. So lange kam mir das noch gar nicht vor. Sie sei doch kürzlich noch etwas weiter die Straße runter gewesen, erwidere ich zurückhaltend. Naja, auf jeden Fall sei ja da jetzt der Fahrradweg fertig. Was ich denn für Musik hören würde, fragt er mich daraufhin? Er hätte gesehen dass ich Kopfhörer in den Ohren hatte ('Kopfhörer' heißt auf holländisch übrigens 'koptelefoon'). The Decemberists, antworte ich, während ich überlege, dass das eigentlich nicht so oft vorkommt und somit meinen Musikgeschmack nicht hinreichend beschreibt. Er scheint sie nicht zu kennen und fragt interessiert nach der Art von Musik. Nun, sage ich, zögernd, äh, so Folk-Rock aus den USA. Ob das also Volksmusik sei, fragt er, und ich weiß nicht, ob er mich mit dieser Frage aufs Glatteis führen will. Denn mir wird, nicht zum ersten Mal freilich, aber nochmal besonders bewusst klar, das Volksmusik und Folkmusic im Grunde der gleiche Begriff sind. Und dann schießen mir all die Unterhaltungen durch den Kopf, über volkstümliche Musik im Allgemeinen, den Begriff Volksmusik und die Unterschiede zwischen deutschem (und niederländischem) Liedgut und der Musik aus Ländern wie Spanien, den Balkanregionen, der Türkei und so weiter. Selbst der schmalzigste französische Chanson hat irgendwie noch mehr Spirit als der durchschnittliche deutsche Schlager. Nun ja, kurz und gut, ich versuche ihm irgendwie klar zu machen, wo ich persönlich die definitorische Grenze ziehe zwischen Folkmusic und Volksmusik, dabei meiner eigenen Worte nicht ganz sicher. Er scheint es hinzunehmen, wenn auch nicht ohne einem hintersinnigen Schmunzeln, das ich ihm nicht übel nehme. Es mache mich also fröhlich, fragt er. Äh, ja! antworte ich verdutzt. Wobei man ja eigentlich vernünftige Kopfhörer dazu bräuchte, und nicht diese kleinen Ohrstöpsel, die ich nur noch manchmal aus Bequemlichkeit mitnehme. Das sei vollkommen richtig, und man sehe ja in letzter Zeit sowieso immer mehr Leute mit so großen Kopfhörern auf den Straßen. Ja genau! rufe ich zustimmend, und will grade über die klanglichen Vorzüge von richtigen Kopfhörern im Vergleich zu den ordinären Ohrstöpseln anfangen zu referieren, als er rechts abbiegen muss. Ich muss noch weiter geradeaus, also verabschieden wir uns, wünschen einen schönen Abend und gehen getrennter Wege. Witzig, denke ich, als ich vergnügt weiterfahre.

Und zuhause fällt mir ein, dass diese Situation irgendwie was von Jim Jarmusch hatte. Vielleicht ist es Überinterpretation, vielleicht habe ich auch in letzter Zeit zu viele Filme von ihm gesehen. Aber im Grunde ist das ein immer wiederkehrendes Motiv: Fremde Menschen begegnen sich, verbringen eine Zeit miteinander, reden, oft über belanglosen Kram, und trennen sich wieder, wahrscheinlich auf Nimmerwiedersehen. Nicht dass man diese Situation verfilmen sollte, aber trotzdem...so ein bisschen...? Oder...?

Mittwoch, Juni 06, 2007

Time To Say Goodbye?

So langsam rückt das Ende in greifbare Nähe. Nachdem ich ihm im Winter ausgewichen bin und einfach verlängert habe, ist es nun unabwendbar und längst beschlossene Sache.
Wir wussten es alle, von Anfang an, aber wie das immer so ist - so richtig realisieren tut man es erst kurz vor Ende. So wie früher auf den Sommerfreizeiten in Südeuropa. Beim Bergfest hat man noch die Hälfte der Zeit vor sich (zumindest die Glas-halb-voll-Optimisten), und dann ist plötzlich der letzte Abend gekommen und am nächsten Tag heißt es Abschied nehmen.
Nun ist es zwar noch nicht ganz so weit, aber verglichen mit der gesamten Zeitspanne von einem knappen Jahr befinden wir uns in den letzten Zügen. Und man hat das Gefühl, dass alle von dieser letzten Zeit so viel wie möglich mitnehmen wollen. Neue Freunde wird man keine mehr finden, aber man kann wenigstens so viel Restzeit wie möglich mit denen verbringen, die einen im letzten Jahr begleitet haben.
Bald werden sich unsere Wege wieder trennen, und wer weiß wen man dann nochmal wiedersieht. Viele Versprechungen wird es geben, viele "ich-besuch-dich" und "wir-bleiben-in-Kontakt". Was letztendlich davon übrigbleibt, wird sich zeigen. Aber, und es kann auch gar nicht anders sein, die meisten wird man wahrscheinlich niemals wiedersehen. Und von den vielen Bekanntschaften werden nur ein paar wenige gute Freundschaften übrig bleiben. Es ist komisch, sich dessen bewusst zu werden.
Aber noch ist es zum Glück nicht so weit. Auch wenn diese Erkenntnis weder neu noch besonders bahnbrechend ist, Abschied nehmen ist immer wieder schwer, und ein wenig fürchte ich mich vor dem Moment.
Auf der anderen Seite aber freue ich mich auch ziemlich, wieder nach Hause zu kommen...